Sky und der wilde Nordwesten

Da unsere zweite Tour zwecks Heiratstermin im September stattfand und der September nicht zu den schneefallreichsten Monaten zählt konnten wir nun die uns in der ersten Reise entgangenen Teile Schottlands erkunden. Wir erreichten Sky über die Fähre von Mallaig aus. Wo wir gerade beim Thema Fähren sind, die Fährpreise sind in Schottland alles andere als billig. Sky ist ein wunderschönes Eiland. Im Südosten eher flach bewegt man sich in Richtung Norden immer mehr durch schroffe kahle Berge. Die Küste ist ziemlich zerklüftet und auf alle Fälle ein paar Fotos wert. Am meisten haben uns der Old Man of Storr, das ist ein ca. 50m hoher schwarzer Obelisk und der Kilt Rock, eine 100m hohe Klippe die das Aussehen eines Kilts, also eines Schottenrocks wie wir sagen würden, hat. Ein ins Meer stürzender Wasserfall rundet das herrliche Stück Natur ab. Im Norden gibt es dann natürlich auch noch ein Castle zu bewundern. Das Dunvegan Castle ist seit 700 Jahren der Stammsitz des MacLeod Clans. Allerdings war uns persönlich der Eintrittspreis mit inzwischen 3,50 Pfund pro Person für den Garten und 5 Pfund für das Castle doch etwas zu hastig. Abgesehen davon ist es etwas schade, das die Insel total überlaufen ist von Deutschen, Holländern und was sonst noch alles in Europa rumläuft. Aus dem Grund haben wir dann auch gemacht, das wir wieder von der Insel kommen.


Runter von der Insel sind wir über eine Brücke am Kyle of Lochalsh gefahren. Hierfür muß man als Motorradfahrer 2,80 Pfund berappen. Dort ist man dann wieder an der Stelle an der sich auch Eilean Donan Castle befindet. Da sich die Temperaturen im September ´98 um 17- 25 °C bewegten brauchten wir nicht unbedingt mit Schneefällen rechnen und bogen somit auf die A890 in Richtung Nordwesten ab. Vorneweggenommen ist für uns der Nordwesten Schottlands das Schönste was einem überhaupt passieren kann. Wir entschlossen uns immer der Küste zu folgen Vielmehr Möglichkeiten hat man in Ermangelung von Straßen auch garnicht. Also von der A890 auf die A896 in Richtung Küste. Kurze Zeit später sollte man einer kleinen Straße in Richtung Applecross folgen. Allerdings spielt hier das Wetter eine überdurchschnittliche Rolle. Diese Strecke führt über eine kleine einspurige Paßstraße ( allerdings mit Ausweichstellen ) über den Beallach-Na-Ba. Ich hab schon einige Pässe gesehen und dieser gehört eindeutig mit zu den schönsten. Diese Straße lohnt sich allerdings nur bei schönem Wetter, da erstens die Aussicht natürlich viel besser ist und zweitens ist sie dann nicht ganz so gefährlich. Von Applecross geht es dann über eine feine kleine Küstenstraße wieder zurück auf die A896. Es muß mal gesagt werden das auch die "Hauptverkehrsstraßen " im Nordwesten aus Single Track Roads bestehen. In Kinlochewe biegt man dann auf die A832 ab und fährt in Richtung Gairloch am Loch Maree entlang. Unterwegs kann man noch an den Victoria Falls anhalten. Von Gairloch geht's weiter in Richtung Ullapool. Dabei sollte man auf alle Fälle mal am "Corrieshalloch Gorge National Natur Reserve N.T.S " anhalten. Wer Spaß dran hat ( wie Ich ) kann dort auf einer ziemlich wacklige Brücke ( für höchstens 6 Personen zugelassen ) über eine 60m tiefe Schlucht schaukeln. Wem das nichts ist, sollte es sich wenigstens vom " Ufer " aus ansehen. Ullapool ist eine kleine feine voll touristisch ausgereifte Hafenstadt. Aber äußerst niedlich. Hier ist die nördlichste Verbindung zu den äußeren Hebriden. Diese haben wir allerdings diesmal aus Zeitmangel ausgelassen. Von Ullapool in Richtung Norden wird es immer einsamer. Aber es nehmen auch die Stops zwecks Foto machen erheblich zu. Hinter jeder Kurve klappen erstmal die Kinnladen runter "O-Ton: Ach leck mich doch am A.... " Die landschaftlichen Eindrücke sind einfach überwältigend. Kurz hinter Lochinver sind wir auf eine ganz kleine Straße ( A869 ) Richtung Küste abgebogen. Am Abend haben wir dann einen Zeltplatz direkt am Atlantik gefunden. Hier haben wir dann endlich auch einen richtig genialen Sonnenuntergang gesehen. Ein kleiner Tip zwischendurch, packt euch gut was zu futtern ein. Am nächsten Morgen sind wir dann nämlich bei Regen ca. 100km gefahren um etwas zu finden, was nach Nahrung aussieht. Wie gesagt, die Einsamkeit ist überwältigend aber manchmal auch ganz schön erschreckend. Wenn man dann der A894 / A838 folgt, ist man auch schon am nördlichsten Punkt angekommen. So jetzt noch rechts abbiegen und auf der A836 immer an der Küste entlang. Je weiter man nach Osten kommt, desto flacher wird das Land wieder.

 

Ich hatte irgendwo in dem Bericht schon mal erwähnt, das die Fährpreise in Schottland ziemlich hoch sind. Von Thurso sind wir mit der Fähre auf die Orkney Inseln gefahren. Macht für zwei Personen und ein Motorrad hin und zurück mal eben 55 Pfund. Das schmerzt. Aber hin sollte man trotzdem. Landschaftlich haben wir auf Orkney nicht so viel gesehen, da hier gerade der dichteste Nebel seit 1913 herrschte ( Kein Witz ). Aber kulturhistorisch hat Orkney ne ganze Menge zu bieten. Da die ersten Siedler hier schon vor 6000 Jahren vom Norden her landeten gibt es sehr alte Zeugnisse vom Leben damals, die hier erstaunlich zahlreich vorhanden sind. Sehenswert sind unter anderem Maes Howe, der Ring of Brogar, die Standing Stones of Stenness und Skara Brae. Dieses Dorf stammt aus dem 3.Jahrhundert und ist damals Opfer eines Sandsturms geworden. 1850 wurde es dann wieder durch einen Sandsturm freigelegt. Maes Howe ist das wohl berühmteste Kammergrab Großbritanniens, wenn nicht sogar Westeuropas. Im Innern kann man sehr schön sehen das schon die Wikinger, sozusagen die ersten Touristen, sich in allem verewigen mußten wie es heutige Touristen überall auf der Welt gerne tun. Jedenfalls sind die Wände mit unzähligen Runen übersäht, die aber Aufschluß über das Verhalten der Leute damals geben. Der Ring of Brogar und die Standing Stones of Stennes sind Kreise aus großen Monolithen die ca. aus dem 2.-3. Jahrtausend vor Christus stammen. Aber es gibt auf Orkney noch vielmehr solcher Sachen, weshalb man unbedingt mal hiergewesen sein muß. In Kirkwall befindet sich, für uns natürlich ziemlich interessant, auch die nördlichste Whiskydestille überhaupt " Highland Park ". Wer will kann auch mal nach Hoy übersetzen und dort das Naturschutzgebiet durchwandern. Auf Orkney sollte man sich aber frühzeitig um ein Schlafstelle bemühen, da hier B&B nicht so zahlreich vorhanden ist wie auf dem Festland. Wir wissen wovon wir reden ( was für eine Nacht ). Am nächsten Tag sind wir dann wieder mit der Fähre aufs Festland zurück, womit sich der Kreis mit dem ersten Reisebericht wieder schließt, da es von Thurso nur noch ein kleines Stück bis John o´Groats ist.

 


Last updated: DEC 31 2000 Let iCab smile