Eigentlich will ich an dieser Stelle mal einen Reisebericht von Schottland ablegen, weil es mich unheimlich genervt hat, das ich vor unserer Reise nichts dergleichen gefunden habe. Und ich bin der Meinung das soetwas für Leute, die das erste mal irgendwohin fahren doch hilfreich sein kann.
Diesen Satz habe ich vor ungefähr zwei Jahren geschrieben. Inzwischen scheint Schottland unheimlich In zu sein. Jedenfalls gibt es jetzt eine ganze Reihe Reiseberichte aus Schottland. Ich habe mich trotzdem entschlossen diese Seite aufrecht zu erhalten und habe sie nach einem erneuten Besuch des Landes nur ein wenig aktualisiert. Die Bilder entstanden auch alle auf unserer zweiten Reise.
Wenn irgendjemand Fragen zum Thema hat, z. B. Literatur oder mir auch einfach seine Meinung zur Seite mitteilen möchte, dann schickt mir bitte eine E-Mail an die Adresse boxer@perleundboxer.de
Übrigens haben wir auf unserer zweiten Fahrt in Schottland geheiratet. Wenn also irgendjemand vorhat die bürokratischen Auswüchse unseres Landes anzutesten und das auch durchziehen will, helfe ich ihm auch gerne.
Damit ihr wißt, wer das hier verbrochen hat ist hier erstmal ein Bild von uns.
Ein paar optische Eindrücke unserer Tour gibts auf der Bilderseite.
Hier haben wir versucht ein paar Links zum Thema Schottland und Whisky zusammenzutragen
Nach 16 Stunden auf der Fähre endlich Land in Sicht. Newcastle, eine größere Stadt im Norden Englands. Schon tauchte das erste Problem auf, Linksverkehr und Roundabouts, es geht aber besser als wir dachten.
Die erste Strecke führte uns von Newcastle auf der alten römischen Militärstraße, entlang von "Hadrians Wall" nach Carlisle. Die Strecke ist für Leute, die keine Autobahnen mögen und etwas von der Landschaft sehen wollen unbedingt zu empfehlen.
Nachdem wir Carlisle erfolgreich umschifft hatten, machten wir uns direkt auf den Weg in Richtung Norden. Der erste Stop in Schottland war Gretna Green. Dieses Kleinod ist in Schottland berühmt geworden durch ein englisches Gesetz, das es jungen Paaren verbot ohne Einwilligung der Eltern zu heiraten. Und da dieses Gesetz in Schottland nicht galt, gingen junge heiratswillige Paare über die Grenze und ließen sich dort trauen.
Ab Ortsausgang Gretna folgten wir der B 724 in Richtung Eastriggs. Von dort an befindet man sich auf dem "Solway Firth Heritage Trail". Eine kleine Straße, welche immer am "Solway Firth" entlang führt. An der Strecke gibt es einige sehr gute Aussichtsmöglichkeiten über diese Meeresbucht. Abgesehen davon liegen an der Straße sehr viele kulturhistorische Denkmäler und Gebäude, z.B. Ruthwell Cross, Caerlaverock Castle, Sweetheart Abbey, Dundrennan Abbey und Orchardton Tower. Die Eintrittspreise bewegen sich zwischen kostenlos (Orchardton Tower) und 2 Pfund (Dundrennan Abbey).
Caerlaverock Castle ist eine triangelförmige Festung aus dem 13. Jahrhundert. Sie wurde nie erobert, aber nach einer Belagerung von drei Monaten aufgegeben. Heute gleicht sie einem herrlichen Abenteuerspielplatz. Die Schotten haben die Angewohnheit mit jeder Sehenswürdigkeit einen Naturlehrpfad zu verbinden. Hier war es ein Rundgang zur "alten Burg". Diese existiert zwar nicht mehr, die Wanderung war dennoch recht interessant.
Sweetheart Abbey ist ein schönes Beispiel, wie die Schotten mit ihrem Kulturerbe umgehen. Die zerfallene Abbey steht komplett auf herrlichem Rasen.
Nächster Stop, Orchardton Tower. Dieses letzte erhaltene Exemplar eines runden Wohnturms in Schottland liegt völlig verlassen an einem kleinen Feldweg. Hier ist weit und breit kein Mensch und man kann völlig ungestört auf dem Tower rumkraxeln, oder sich einfach auf den grünen und weichen Rasen legen. Auch hier ist alles sauber, obwohl kein Wächter zu sehen ist.
Der Tag geht zur Neige und wir sind 130 km gefahren. Einen besseren Schnitt bekommt man bei der ganzen Kultur einfach nicht hin. In Auchencairn haben wir uns dann auch ein Bed &Breakfast gesucht. Mit 36 Pfund komplett war es zwar das Teuerste des Urlaubs, aber dafür mit Badewanne und Dusche auf dem Zimmer. Es gibt nirgendwo Probleme ein Bett für eine Nacht zu finden, nicht einmal in den Highlands. Darum lassen wir hier irgendwelche Empfehlungen für Hotels einfach weg.
Am nächsten Tag bekamen wir das erste Mal einen kleinen Eindruck vom schottischen Traumwetter. Bei der Fahrt an der Küste entlang verschwand Schottland urplötzlich beim Durchfahren einer Kurve im Nebel, um einige Minuten später wieder aufzutauchen. Wir folgten dem "Solway Firth Heritage Trail" bis Wigtown.
Über Newton Stuart ging es dann auf der B 712 durch den Nationalpark "Galloway Forrest" nach New Galloway.
Hier liegt der eigentliche Grund, warum wir unbedingt Anfang Mai in dieses wunderschöne warme Land fahren wollten. In New Galloway findet jedes Jahr um diese Zeit das schottische Treffen des Moto Guzzi Clubs Großbritannien statt. Und zwar immer am ersten Wochenende im Mai. Der erste Montag im Mai ist in Schottland Feiertag (May Day). Von Freitag bis Montag treffen sich hier im Kenbridge Hotel ca. 100 Moto Guzzi Fahrer aus Großbritannien, Holland, Belgien, Deutschland u.s.w.. Es ist ein kleines aber feines Treffen.
Inzwischen haben wir auch schon andere Seiten des schottischen Wetters kennengelernt. Zum Beginn des Treffens waren am Ort des Geschehens ca.20°C. Sonnabend zu Sonntag gab es dann aber Dauerregen bei Temperaturen um 10°C.
Mit zwei Östereichern, welche wir auf dem Treffen kennengelernt hatten, ging es am Montag dann endlich Richtung Highlands. Von New Galloway fuhren wir auf der B713 nach Ayr, dem Geburtsort von Robert Burns, einem der bedeutensten schottischen Volksdichtern. Von dort fuhren wir auf der A 78 immer an der Küste entlang in Richtung Glasgow. Nachdem wir auch Glasgow rechts liegen gelassen hatten, ging es auf der A 82 strictly gen Norden. Einige Kilometer über Glasgow fährt man dann am Ufer des Loch Lomond entlang.
Der Loch Lomond ist einer der schönsten Lochs Schottlands. Der fast schon dramatische Kontrast zwischen den Ufern des Lowlands und dem spektakulären Ausblick auf die Highlands ist beeindruckend.
Was danach folgte waren die Highlands, von Crianlarich bis Fort William fährt man auf der A 82 durch die Grampian Mountains. Die Landschaft erinnert am ehesten an Pässe in den Alpen. Der Bewuchs ist spärlich, die Berge zerklüfftet und die gesamte Landschaft macht einen faszinierenden wilden Eindruck. Passend zur Landschaft gestaltete sich inzwischen auch das Wetter, blauer Himmel wechselte sich mit Schnee-und Regenschauern ab. Die Temperatur pegelt sich hier oben zwischen 5°C und molligen 10°C ein, an die richtige Kleidung ist also unbedingt zu denken.
Der A 82 folgten wir bis zum Loch Ness. Touristenattraktionen wollten wir eigentlich umgehen, aber da wir sowieso daran vorbei mußten konnten wir auch anhalten. Der Loch Ness ist nicht ganz so beeindruckend wie der Loch Lomond, aber dafür sehr viel länger.
Am Loch Ness bogen wir auf die A 887 in Richtung Isle of Sky ab. Eine ziemlich dicke Wolke, die von den Österreichern als Schneefront identifiziert wurde, zog über Loch Ness heran und gebot etwas Eile. Hinter den nächsten Bergen fuhren wir dann auch unter blauem Himmel wieder hervor. Allerdings nicht allzu lange, die Schneefront kannte anscheinend eine Abkürzung und überraschte uns auf halbem Weg aus dem Hinterhalt.
Diesmal erwischte es uns aber richtig. Die Motorräder und wir schneiten während der Fahrt richtig dick ein. Als wir dann am Loch Alsh in Richtung Eilean Donan Castle langsam an Höhenmetern verloren hörte der Schneefall langsam auf. Eilean Donan Castle ist einigen wahrscheinlich aus Highlander: Teil 1 bekannt und einen Besuch wert.
Sky mußten wir wegen schlechtem Wetter leider auslassen. Genauso konnten wir unsere geplante Route an der Nordwestküste bis hoch in den Norden nicht verfolgen, da dort der Schnee richtig zugeschlagen hatte. ( Beides haben wir auf unserer zweiten Tour nachgeholt und der Nachtrag dazu steht Hier. ) Also hieß es wieder zurück Richtung Loch Ness.
Wieder am Loch Ness angekommen ermutigte uns das schöne Wetter doch noch bis ganz in den Norden zu fahren, diesmal allerdings an der Ostküste entlang.
Die Ostküste ist allgemein trockener als der Westen. Und mit der A 9 gibt es auch einen direkten und sehr schön zu fahrenden Weg von Inverness nach Wick.
Von dort ist es nur noch ein Sprung nach John oGroats, dem nördlichen Ende des britischen Festlands. Zwischen hier und "Lands End" auf der unteren Seite der Insel liegen knapp 1400 km. Von John oGroats fahren täglich Fähren zu den Orkney Inseln.
Von John oGroats fuhren wir wieder auf der A 9 zurück nach Inverness. Inverness ist die Hauptstadt der Highlands und hier in der Nähe, auf dem Culloden Battlefield, wurden die Highlander unter Bonnie Prince Charlie 1746 ein letztes mal von den Engländern unter Führung des Duke of Cumberland geschlagen.
Wir nahmen uns in Brodie, in der Nähe von Inverness auf der A 96 gelegen, für zwei Tage ein Zimmer, um den in der Nähe am River Spey liegenden "Malt Whisky Trail" abzuarbeiten. Auf dieser ausgeschilderten Route befinden sich etliche für Besucher zugängliche Whiskydestillerien. Wir haben gemerkt,daß man sich hierfür 3-4 Tage Zeit lassen sollte. Abgesehen davon, daß man sich zwecks Verkostung einen Fahrer suchen sollte. Das Abfahren der Destillen mit dem Motorrad ist aber, wenn man auf die Verkostung des Whiskys verzichten kann, doch die schönere Variante. Der Trail führt über herrlich kleine Straßen, die auf dem Motorrad mehr Spaß machen als betrunken auf dem Rücksitz eines Autos. Der Whisky Trail gehört jedoch zum Pflichtprogramm in Schottland.Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte mal im Whiskyshop vorbeischauen.
Wir hatten von hier aus zwei Möglichkeiten weiter Richtung Süden zu fahren. Entweder über die Ostküste und Aberdeen oder nochmals quer durch die Highlands. Auf Anraten unseres Gastgebers in Brodie nahmen wir die zweite Möglichkeit in Angriff.
Die Route führt von Forres auf der B 9008 über Dallas, Glenlivet, Knockandhu nach Tomintoul. Von dort fährt man auf der B 939 in Richtung Ballater um dort auf die A 93 in Richtung Braemar abzubiegen. Die Strecke führt teilweise über sogenannte Single Track Roads, also einspurige Straßen mit Ausweichstellen. Auch hier macht sich das "stabile" schottische Wetter bemerkbar. Da man einige Höhenmeter überwinden und um einige Berge herumfahren muß, kann es einem passieren, daß man urplötzlich in einer Wolke steckt und genauso plötzlich wieder von der Sonne geblendet wird.
In Braemar findet in jedem Jahr am ersten Samstag im September das berühmte Royal Highland Gathering statt. Also die Highland Games incl. britischer Blaublüter.
Weiter ging es über ein Skigebiet zur B 950 nach Kirkmichael. Von dort folgten wir der B 924 bis Pitlochry. Hier steht die kleinste Destille Schottlands, denn nur drei Leute arbeiten in ihr. Wenn man auf der ganzen Strecke etwas aufpaßt, sieht man hier und da immer wieder eine Destille. Kein Wunder, es gibt in Schottland um die 120 Maltwhisky Destillerien.
Um die großen ausgebauten Straßen zu umfahren, suchten wir uns auf der Karte eine Strecke aus, die uns von Pitlochry nach Stirling brachte, ohne auf vierspurigen Fernverkehrsstraßen ausweichen zu müssen. Die Route führt über die B 827 nach Aberfeldy, von da aus auf die B 826 nach Milton und dann die B 822 runter über Crief nach Dunblane. Auf dieser Strecke kommt man sich zwischendurch so vor, als kann dahinter eigentlich nichts mehr kommen.
Unter Dunblane liegt Stirling, hier haben viele der berühmtesten Schlachten zwischen Schotten und Engländern stattgefunden. 1297 schlug z.B. William Wallace bei Stirling Bridge die Engländer vernichtend. Und 1314 bekamen sie dann in Bannockburn von Robert the Bruce endgültig auf die Mütze. Also, wer sich für die alte Geschichte von Schottland interessiert kommt an Stirling nicht vorbei.
Auf einem Berg vor Stirling steht das William Wallace Monument. Dieser 64 m hohe begehbare Turm wurde zwischen 1861 und 1869 zum Gedenken an William Wallace errichtet. Von dort hat man eine herrliche Übersicht über Stirling und den übergang der Lowlands zu den Highlands.
Die Strecke in Richtung Süden führt direkt nach Edinburgh. Seit dem 15.Jahrhundert ist Edinburgh die Hauptstadt Schottlands und nach London steht Edinburgh an zweiter Stelle in der Gunst ausländischer Besucher Großbritanniens.
Wer weniger auf Städte und Touristengewimmel steht hat es nicht einfach zwischen den beiden Großstädten Glasgow und Edinburgh durchzukommen. Kleine Straßen suchen lohnt sich aber auch hier. Von Edinburgh führte es uns weiter auf der A 72 ostwärts nach Galashiels und über die A 68 wieder zurück nach Newcastle, wo unser Schottlandaufenthalt wieder enden sollte.
In Newcastle wurde uns empfohlen, das Motorrad nicht auf der Straße stehen zu lassen, es wäre sonst am nächsten Morgen abwesend. Tja, Großbritannien hat in seinen Städten dasselbe Problem wie wir. Schottland ist aber ein sehr sicheres Reiseland. Abgesehen von den großen Städten gibt es dort so gut wie keine Kriminalität. Insgesamt kann man sagen, daß Schottland ein einmalig faszinierendes Land ist. Vorausgesetzt man steht nicht nur auf 30 und Dauersonne. An das Wetter gewöhnt man sich aber genauso schnell wie an den Linksverkehr.
Schöne Grüße an Max und Johannes.
Text: Boxer & Elena
An- und Abreise:
Wer eine längere Fahrt durch England vermeiden möchte hat nur eine Chance, rauf auf die Fähre und bis nach Newcastle. Von Ijmuiden fährt man ca.16 Stunden und von Hamburg aus glatte 24 Stunden. Aber keine Angst, die Schiff Fahrtsgesellschaft der Scandinavian Seaways machte einen sehr vertrauenserweckenden Eindruck. Um eine günstige Kabine zu bekommen, sollte man hier rechtzeitig buchen, da die exklusiveren Kabinen gleich empfindlich teurer werden. Hier noch einige Preise (aus `98): Hamburg - Newcastle je nach Kabinenwahl ( für eine Tour ) : Vorsaison : zwischen 92 DM und 487 DM Zwischensaison : zwischen 115 DM und 609 DM Hauptsaison : zwischen 205 DM und 723 DM Motorräder : je nach Saison zwischen 41 DM und 81 DM
Linksverkehr:
Hierzu Läßt sich nichts konkretes sagen, da dies jeder anders empfindet. Wir hatten jedenfalls keine Schwierigkeiten. Die Kreisverkehre sind allgemein sehr klein und gut zu fahren, immerhin hat hier der von rechts kommende Verkehr Vorfahrt. Die einzige Hürde, die es zu überwinden galt, war die Sache mit dem rechts überholen. Also Achtung für Leute mit Seitenwagen, keine einfache Sache.
Benzinpreise:
zwischen 65 und 85 pence pro Liter Unleaded Premium
Essen / Trinken / Bier:
Für manche ist das herzhafte Frühstück vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem sehr gut zu vertragen, ebenso das Bier. Das schlechte Essen ist genauso ein Vorurteil wie geizige Schotten.
Übernachtung:
Kein Problem, da man fast überall ein B&B(Bed &Breakfast) findet.Die Preise bewegen sich hier zwischen 10 und 30 Pfund pro Person.
Geld:
Bargeld abheben - mit EC-Karte Bezahlen (z.B. beim Tanken) - mit Visa-Karte Der aktuelle Umrechnungskurs im August `98 war 1:3,22. Allerdings wird bei der Abbuchung der aktuelle Tageskurs berechnet der meistens günstiger war. Also lieber nur einen kleinen Geldbetrag mitnehmen und dann im Land tauschen.
Im Reisegepäck nicht zu vergessen:
Für Raucher: der Taschenaschenbecher, der Preis für eine Schachtel Zigaretten beginnt hier übrigens ab ca. 9,00DM aufwärts. Tabak ist etwas billiger. Filme: hier beginnen die Preise bei ca.12,00DM pro 24er-Film. Ein Fernglas lohnt sich.
Verständigung:
Je nach den eigenen Sprachkenntnissen kein Problem. Man gibt sich sehr große Mühe, ein klares Englisch zu sprechen. Ansonsten ist der Dialekt ganz schön heftig.
Literatur:
Uns hat am besten das " Reise-Handbuch Schottland " von Annette Kossow aus dem Iwanowski Verlag gefallen. ISBN-Nr: 3-923975-50-3